"El Bombo de Espagna" wie Manolo, der berühmteste Fan der spanischen Nationalmannschafft auch genannt wird, betreibt direkt am berühmten Mestalla-Stadion von Valencia eine Bar mit dem Namen seines "Berufstitel".
Rund um das Stadion versammeln sich schon weit über eine Stunde vor dem Spielbeginn die Leute, um sich mit einem Lunchpaket für die Pause auszurüsten, und um mit Freunden, der Familie das Spiel vorzubesprechen. Auch bei einem Bier in Manolos Bar. Diese Tradition wird augenblicklich auch vom Mini-Groundhoppingteam übernommen. Im "El Bombo de Espagna" schenkt Manolo das Bier höchstpersönlich aus, posiert zwischendurch für Fotos und hat immer einen passenden Spruch auf den Lippen.
Das Bier ist zwar nur ein "Amstel" und hat mit spanischen Tradition gar nichts zu tun, jedoch in Ermangelung von Alternativen und auch, weil Manolo sicher einen passenden Spruch auf eine Zusatzfrage hätte, nimmt das Team die Einschränkung ohne Protest auf sich.
Rund 30 Minuten vor dem Spiel Aufbruch ins Stadion. Endlose Stufen führen auf die Tribüne Gol Gran Bajo. Mit dem ersten Blick in das Stadion wird sofort klar, warum das Mestalla so berühmt ist. Von den Rängen geht es beinahe senkrecht in die Tiefe. Das Tor, hinter dem das Team Platz nimmt liegt 10 Stockwerke tiefer, genau vor den Füßen. Unglaublich steil. Auf den zweiten Blick wird aber auch klar, dass das Stadion in die Jahre gekommen ist, und sich die Fürsorge in Grenzen hält... Es steht ja auch ein Neubau an. Anstelle des Mestalla wird eine moderne Arena in Zukunft die Heimstätte des Valencia F.C. sein.
Da sind wir auch schon beim Thema: Es ist Spieltag. Valencia gegen Almeria. Valencia, mit Champions-League Ambitionen gegen einen Abstiegskandidaten. Das Spiel beginnt auch - Kick off ist 21.00 Uhr - ganz der Papierform. Die Offensivkünstler von Valencia stürmen den Strafraum von Almeria. Direkt vor den Füßen des Teams - nur eben 40 Meter tiefer - vergeben Joaquin und Soldado schon in den ersten Minuten die hochkarätige Möglichkeiten. Nach der valencianischen Anfagnsoffensive kommt Almeria allmählich etwas besser ins Spiel, ein Freistoß klatscht an die Latte. Es entsteht jedoch zu keiner Zeit das Gefühl, dass am erwarteten Ausgang - sprich ein Sieg von Valencia - jemals Zweifel aufkommen könnten.
Sollte es dennoch welche geben, zerstreut diese Soldado, der in der 23. Minute das 1:0 für Valencia macht. Aus kurzer Entfernung schiebt er den Ball am Torhüter vorbei in die kurze Ecke. Erstmals kommt Stimmung auf im Mestalla, das an diesem kalten Sonntag nur zu rund zwei Drittel gefüllt ist. Nach dem Führungstor zaubern die Technik-Künstler von Valencia weiter. Der Abgang von David Villa zu Barcelona am Beginn der Saison wird deutlich: viele hochkarätige Chancen bleiben ungenützt. Almeria beschränkt sich auf wenige Konter.
In der Halbzeitpause werden die mittgebrachten Pausenbrote ausgepackt und verzehrt. Eine Trachtenkapelle marschiert laut musizierend eine ausgedehnte Stadionrunde. Bei soviel Programm vergeht die Zeit im Flug. Zu Beginn der zweiten Halbzeit offenbart sich dem Team ein etwas anderes Bild: Almeria versucht mehr für das Spiel zu machen, Valencia verlegt sich darauf das Spiel zu kontrollieren und mit Konterfußball zum Erfolg zu kommen. Eine Bilderbuchaktion über drei Stationen schließt wiederum Soldado zum vorentscheidenden 2:0 für Valencia ab - 63 Minuten sind gespielt. Wieder kommt etwas Stimmung im Stadion auf.
Nur rund 100 Ultras (Ultrayomus Valencia) machen während der gesamten Spielzeit "Druck". Ansonsten werden die Spielzüge im kleinen Rahmen mit den Sitznachbarn analysiert und weniger oft laut gefeiert. Einzig bei Fehlentscheidungen der Unparteiischen gellen Pfiffe des Unmuts. In der Folge wird das Spiel härter, eine Reihe von gelben Karten, Herumgeliege und Gerangel stören den bis dahin ansehnlichen Kick. Auch die Auswechslungen beider Mannschaften tragen nicht zur Verbesserung des Spiels bei. Im Gegenteil Valencia kommt nur noch selten vor das Tor von Almeria. Und wenn, werden die Chancen - Davil Villa schau herunter (350 km Richtung Süden) - fahrlässig vergeben. Die Rache auf die vergebenen Chancen kommt jedoch erst in der 90. Minute, als Almerias Ulloa den Ball per Kopf zum Anschlusstreffer versenkt. Diesen haben schon viele Besucher nicht mehr gesehen, zu früh haben sie die Heimreise angetreten. Mehr passiert jedoch nicht mehr. Einzig der Abgang von den steilen Tribünenstufen ist noch spannend. Und genau wegen dieser einzigartigen Tribünenkonstruktion wird es eine Lücke hinterlassen, falls es nicht mehr exístiert - das Mestalla, Camp del València.
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel: Um nicht mit den immer noch zahlreich verbliebenen Zuschauern in die Ubahn gequetscht zu werden, schenkt "El Bombo de Espagna" noch ein Bier ein. Amstel - wurscht.
Bussi aus dem Mestalla...